Jeden Monat veranstalten wir einen Abend für Interessierte

25.10.2019 Abend zum Thema "Toleranz" in der Stadtbücherei Wersten

Die Freimauerinnenloge CONSTANTIA lädt interessierte Frauen und Männer am 25. Oktober 2019, 19 Uhr zu einem gemeinsamen Diskussionsabend zum Thema "Toleranz" in die Stadtbücherei Wersten, Liebfrauenstr. 1 ein. Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Verein Respekt und Mut und der Stadtbücherei Düsseldorf statt. Um Anmeldung direkt in der Bücherei unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  wird gebeten!

Quelle: JMG/Pixelio.de

 

 

 

 

 

 

Auszüge des Vortrags:

Toleranz

Kaum eine Haltung hat eine derartig steile Karriere aufzuweisen wie die der Toleranz. Die Toleranz ist ein Produkt der Aufklärung, also des ausgehenden 18. Jahrhunderts– damals allerdings mit dem Fokus auf Religion und Weltanschauung. John Stuart Mill radikalisierte im 19. Jahrhundert den Begriff, indem er ihn auf Gruppen und Einzelne anwendete (1). Dies ist im Wesentlichen der heutige Stand.
Wenn es um den Begriff „Toleranz“ geht, fallen oftmals Wörter wie Duldsamkeit, Verständigungsbereitschaft, Nachsicht, Flexibilität und Entgegenkommen.

(...)

„Toleranz ist die Duldung von unüberwindbaren Differenzen in Fragen des Glaubens oder grundsätzlicher Überzeugungen. Ihr Gegensatz ist auf der einen Seite Intoleranz, auf der anderen Seite Indifferenz.“

Im Begriff „Toleranz“ ist also stets eine Ablehnungskomponente enthalten, denn Toleranz kann nur geübt werden, wenn der, der toleriert, eine andere, grundsätzlich verschiedene Vorstellung, Lebenshaltung oder Überzeugung besitzt, als derjenige, dessen Glaube bzw. Überzeugung toleriert wird.

(...)

Um es auf den Punkt zu bringen: Eine tolerante Haltung beinhaltet drei Komponenten, erstens, die der Ablehnung eines anderen Wertekonzepts; Überzeugungen oder Praktiken, die wir tolerieren, lehnen wir zunächst als falsch oder schlecht ab. Sonst lägen Indifferenz oder Bejahung vor, nicht aber Toleranz.

Zweitens, die der Akzeptanz. Sie nennt Gründe, weshalb das, was falsch oder schlecht ist, dennoch geduldet werden sollte. Hier wird also eine Balance aus negativen und positiven Erwägungen hergestellt, denn die Akzeptanzgründe heben die Ablehnungsgründe nicht auf, sie stehen nur neben ihnen und geben im Toleranzfall den Ausschlag. 

Schließlich ist noch eine dritte Komponente zu bedenken – die der Zurückweisung. Diese markiert die Grenzen der Toleranz. Ersichtlicher Weise müssen die negativen Gründe gravierender und in einem gewissen Sinne objektiver sein als die erstgenannten der Ablehnung, denn sie lassen sich nicht durch Akzeptanzerwägungen übertrumpfen und gelten allgemein.

(...)

In diesem Verständnis hat meines Erachtens das Konzept der Toleranz tatsächlich das Potential, auf viele Probleme in unserer immer komplexer werdenden Gesellschaft Antworten zu finden und ein friedlicheres Miteinander zu ermöglichen. Dies setzt allerdings voraus, dass ein lebhafter gesellschaftlicher Diskurs geführt wird, nicht nur innerhalb der eigenen Blase, sondern über Interessengemeinschaften, sozialen Schichten und Ländergrenzen hinweg. Toleranz ist also nicht nur Zumutung oder mögliche Überforderung, sondern auch ein Ausdruck menschlicher Reife, eine zivilisatorische Leistung, die den Menschen wachsen lässt und ein friedliches Zusammenleben ermöglicht. In diesem Sinnen ist sie eine (mit den Worten Joachim Gaucks gesprochen)“beglückende Tugend“. „Darüber hinaus ist Toleranz zu leben aber auch ein Gebot der politischen Vernunft. Sie legt uns nahe, den Raum, in dem wir leben, nicht voreilig in Gut und Böse zu unterteilen, sie hilft vor allzu schnellen Lagerbildungen, bei denen sich Gruppen voneinander abkapseln oder nur noch in Frontstellung zueinander gehen.“ (13) Diese Ausprägung der Auseinandersetzung erleben wir zurzeit in unterschiedlicher Schärfe in verschiedenen öffentlich geführten Diskussionen, sie können den gesellschaftlichen Zusammenhalt und unser Miteinander gefährden. Toleranz ermöglicht dagegen einen weiten Debattenraum, der es demokratischen Systemen ermöglicht prozesshaft Lösungen zu entwickeln, wobei in notwendigen Kompromissen Uneinigkeit die Regel bleibt, und gleichzeitig Staat und Individuum die Möglichkeit erhält, wehrhaft gegen nicht tolerierbare Wertesysteme, Überzeugungen und Handlungen vorzugehen.

Den ganzen Vortrag lesen Sie HIER