
Toleranz – eine mögliche Antwort auf Probleme in einer immer komplexer werdenden Welt?
Ein Diskussionsbeitrag von B. Rüth zum Toleranzabend
in der Stadtbücherei Düsseldorf-Wersten am 25.10.2019
Kaum eine Haltung hat eine derartig steile Karriere aufzuweisen wie die der Toleranz. Die Toleranz ist ein Produkt der Aufklärung, also des ausgehenden 18. Jahrhunderts – damals allerdings mit dem Fokus auf Religion und Weltanschauung. John Stuart Mill radikalisierte im 19. Jahrhundert den Begriff, indem er ihn auf Gruppen und Einzelne anwendete (1). Dies ist im Wesentlichen der heutige Stand.
Wenn es um den Begriff „Toleranz“ geht, fallen oftmals Wörter wie Duldsamkeit, Verständigungsbereitschaft, Nachsicht, Flexibilität und Entgegenkommen. Ganz nach dem umgangssprachlichen Motto:
„Jeder soll jedem verständnisvoll zunicken und so tun, als gäbe es zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht überhaupt keinen Unterschied.“
Doch laut Domanyi (2003) besteht der eigentliche Sinn der Toleranz im Gemeinschaftserhalt, in Form von unterschiedlichen Ansichten und Lebensäußerungen.
Offensichtlich ist der Toleranzbegriff schnell missverständlich oder wie Mitcherlich sagt „schwammig“ (2). Er hat im Laufe der Geschichte mehrere Bedeutungsänderungen erfahren, wobei die verschiedenen Begriffsdeutungen heute zum Teil nebeneinander und konkurrierend verwendet werden.
Nun, was genau meint nun Toleranz, wie ist sie zu definieren und welche Kriterien machen sie aus? Diese Fragen möchte ich im Folgenden näher beleuchten, um ausgehend von einer gemeinsamen Grundlage ihre Bedeutung in unserer heutigen pluralistischen Gesellschaft bewerten zu können.