Was ist freimaurerische Arbeit?
Im Zentrum der freimaurerischen Arbeit steht die Überzeugung, dass die Fähigkeit zur bewussten Gestaltung und Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit im Menschen fest verankert ist. Mit dem Bild vom freien Menschen, aus dessen Denken, Planen und Handeln heraus die Welt Form und Gestalt annimmt, greift die Freimaurerei aufklärerische Erkenntnisse und Ideen auf, die unsere Kulturgeschichte seit dem Altertum prägen.
Die freimaurerische Arbeit soll Menschen dazu befähigen, im Alltag ethisch zu handeln und einen aktiven Beitrag zur Verbesserung menschlicher Lebensumstände und gesellschaftlicher Strukturen zu leisten.
Es kennzeichnet die Freimaurerei, dass sie keine fertigen Antworten öder Konzepte vorgibt, sondern Arbeitswerkzeuge anbietet: Selbstbesinnung und Selbstreflexion, die Arbeit mit Symbolen, gemeinsames rituelles Erleben, die Aneignung von Wissen sowie der Gedankenaustausch untereinander und die Übung freien, eigenständigen Denkens. Sinn und Zweck der freimaurerischen Arbeit ist die Stärkung des Individuums und seiner Fähigkeit, Ideale wie Gleichwertigkeit, Freiheit und soziale Verantwortung konkret zu verwirklichen.
Am Fortschritt waren im Laufe der Kulturgeschichte immer Frauen beteiligt, die in der Geschichtsschreibung jedoch oft unerwähnt bleiben. Angesichts dieser Tatsache übernehmen Freimaurerinnen nicht einfach nur die Tradition eines Männerbundes, sondern knüpfen an eine ebenso beeindruckende wie motivierende Geschichte von Frauen an.
Die Logen der FGLD verstehen sich als Gemeinschaften, deren Mitglieder sich weder über Besitz, noch über einen beruflichen oder familiären Status definieren. Materielle oder gesellschaftliche Vorteile durch die Mitgliedschaft in einer Loge dürfen deshalb nicht erwartet werden. Aktivitäten zu Auftragsakquisen oder anderen geschäftlichen Vorteilsnahmen sind nicht erwünscht.
Was in der Loge zählt, sind die persönlichen Wertvorstellungen, Stärken und Besonderheiten, die jede Einzelne in die gemeinsame Arbeit einbringt.
Die Logen sind vereinsrechtlich organisiert. Mit der Aufnahme ist deshalb eine Vereinsmitgliedschaft verbunden.
Die Aufnahme volljähriger, freier Frauen in eine Loge erfolgt ohne Ansehen religiöser Bekenntnisse, der Staatsangehörigkeit öder politischer Überzeugungen, um Glaubens-, Gewissens- und Denkfreiheit zu garantieren. Im bundesweiten Dachverband der 1982 gegründeten Frauen-Großloge von Deutschland (FGLD) sind die Logen Mitglieder. Innerhalb aller Organisationsstrukturen gelten die jeweilige Satzung sowie die Logen- bzw. Großlogenordnung.
Die Logen verstehen sich als Ort der Begegnung in gegenseitiger Achtung, Wohlwollen und in Respekt voreinander.
Die Logengemeinschaft ist ein Vertrauensraum für intensiven Gedanken- und Erfahrungsaustausch über Themen aus dem Weltgeschehen, gesellschaftliche Entwicklungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und persönliche Fragestellungen.
In der bewussten Auseinandersetzung mit menschlicher Vielfalt söll sich der Blick fur zwischenmenschliche, generationsspezifische und kulturelle Unterschiedlichkeiten öffnen.
Die Begegnung auf Augenhöhe setzt die Bereitschaft der Logenmitglieder voraus, sowohl persönliche Wertmaßstäbe als auch religiöse und politische Dogmen kritisch zu hinterfragen und sich mit diesen vorurteilsfrei auseinanderzusetzen.
Bei unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen wird ein tolerantes Aufeinander-Zugehen angestrebt.
Die freimaurerische Arbeit beinhaltet den selbständigen und flexiblen Erwerb eigenen Wissens ebenso wie die Umsetzung gewonnener Erkenntnisse innerhalb des individuellen Lebensbereichs.
Freimaurerinnen und Freimaurer sprechen grundsatzlich nur in ihrem eigenen Namen. Sie denken und handeln selbstverantwortlich.
Die Erarbeitung einer persönlich vertretbaren Ethik ist eine Aufgabe, in die man hineinwächst, und die lebenslang aktuell bleibt.
Die Werte und Einstellungen einer an Humanität ausgerichteten Lebenshaltung werden in der Freimaurerei auf ganz besondere Weise lebendig durch die regelmäßige Praxis von Ritualen.
Die freimaurerischen Rituale versinnbildlichen in ihrem Ablauf, ihren Inhalten und Formen ein ideales, überzeitlich und kulturübergreifend gültiges Modell menschlicher Persönlichkeitsentwicklung und eines humanen Miteinanders.
Die Bilder und symbolhaften Handlungen wirken geistig und emotional auch außerhalb des Rituals weiter. Die Wirkung hängt immer vom einzelnen Individuum ab, und die Qualität der Ritualarbeit wird bestimmt durch das Engagement der Mitarbeitenden.
Aus dem freimaurerischen Ritual lässt sich lebensorientierende Kraft schöpfen. Es vermittelt religions- und kulturubergreifende Einblicke in das, was das Menschsein ausmacht und gleichzeitig uber den Menschen hinausweist.
Die rituelle Aufnahme betont das bewusste Erleben des Übergangs vön einem Lebensabschnitt in den anderen, macht Menschen zu Mitgliedern der Logengemeinschaft und markiert den Beginn einer neuen Lebensphase.
Mit dem Ziel, Maßstäbe für ethisch verantwortliches Handeln im Alltag zu entwickeln, besitzt das freimaurerische Ritual einen ausdrücklich lebensweltlichen Bezug.
Voraussetzung für die freimaurerische Arbeit sind Eigeninitiative, Eigenverantwortung und eine ernsthafte Arbeitshaltung sowie Neugier und Offenheit. Logenarbeit gelingt nur dann, wenn sich jede Einzelne mitverantwortlich fühlt, regelmäßig an den Arbeiten teilnimmt und ihre Talente so einbringt, dass ethische Orientierung, rituelles Geschehen und menschliches Miteinander für alle zufriedenstellend erlebt werden können
Teil des Aufnahmerituals ist das offizielle Ablegen eines Gelöbnisses, mit dem man sich vor sich selbst verpflichtet, die Bereitschaft aufzubringen,
- sein Leben in den Dienst der Humanitat zu stellen,
- menschlicher Begegnung und gegenseitiger Anregung Wertschatzung entgegenzubringen,
- Offenheit fur unsere Zeit und Interesse an den Fragen unserer Welt zu zeigen.
Das Gelöbnis steht in keinem Widerspruch zu den sittlichen, religiösen und bürgerlichen Pflichten der Einzelnen und kann vor der Aufnahme eingesehen werden. Der Antrag auf Aufnahme in eine Loge kann nur nach eigenem freien Willen und Entschluss gestellt werden.
Durch Beschäftigung mit Themen wie Freiheit, Personlichkeitsentwicklung, Selbsterkenntnis, Ganzheitlichkeit von Denken, Fühlen und Handeln, Gleichwertigkeit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit, Toleranz, Verantwortung, Selbstorganisation, Kommunikation auf gleicher Ebene, staatsbürgerschaftliches Engagement etc., können Frauen wie Männer im Rahmen freimaurerischer Arbeit ihren Anteil zur weiteren Entwicklung einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft beitragen.
Freimaurerische Ideen und Ideale sowie deren lebensweltliche Umsetzung besitzen als humanistisches Erbe stets neue Dringlichkeit.