Jeden Monat veranstalten wir einen Abend für Interessierte

5. Januar 2022: Susan Sontag

Quelle: JMG/Pixelio.deDer nächste Abend mit Vortrag für Gäste und Interessierte findet virtuell statt am Mittwoch, den 5. Januar 2022.

Beginn der Veranstaltung per Videokonferenz ist um 19:30 Uhr, eine Anmeldung via Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ist erforderlich! 

Das Thema des Abends: Susan Sontag (Vortrag als PDF-Download)

Susan Sontag, geborene Rosenblatt, war eine amerikanische Schriftstellerin, Essayistin, Publizistin und Regisseurin.

Sie war bekannt für ihren Einsatz für Menschenrechte sowie als Kritikerin der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika. (Wikipedia)

Mehr zu Susan Sonntag:

Biographie (Fembio) 

"Dunkle Prinzessin": Neues von und über Susan Sontag (BR24)

So groß, dass es drei Bücher braucht (Audio, 11 min, Deutschlandfunk Kultur 2020)

Interview aus dem Jahr 2000 (in englischer Sprache, YouTube)

 

Susan Sontag - den Menschen menschlicher machen

(...) Im Jahr 2020 ist eine sehr umfassende Biographie von Susan Sontag in Deutsch erschienen, die im selben Jahr mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde und die neben dem geistigen Kosmos auch die intimen Lebensumstände der Künstlerin und Intellektuellen darstellt. Bei dieser Lektüre ist mir beinahe zu sehr ersteres zugunsten von letzterem zurückgetreten, denn wir haben die intellektuelle Auseinandersetzung mit Zeitgeschehen doch gerade jetzt so nötig. Ich habe unser diesjähriges Jahresthema, ich möchte es einmal „Leben im Angesicht von Krisen“ nennen, zum Anlass genommen erneut genau hinzuschauen und Sontag als große Chronistin unserer zivilisatorischen/moralischen Krisen wahrgenommen. Ich wünschte mir von ihr eine Kommentierung der erneuten Inbesitznahme von Afghanistan durch die Taliban, ihre starke und einflussreiche Stimme für die entrechteten Frauen und Mädchen dort. Was hätte sie angesichts der Abriegelung von Städten, Kühlkontainern vor New Yorker Krankenhäusern, den Massengräbern, den Bildern der Leichentransporten in Militärlastwagen in Bergamo und der in Teilen der Gesellschaft vorhandenen Weigerung, diese Realität wahr- und anzunehmen zu sagen gehabt? Ich wünschte mir gerade jetzt ihre Fähigkeit im gesellschaftlichen Diskurs, von der eigenen Betroffenheit absehend Covid intellektuell zu entdämonisieren und als das darzustellen, was es ist: eine Infektionskrankheit, gegen die wir dank solider Wissenschaft glücklicherweise inzwischen Instrumente zur Hand haben. Ob daraus ein Essay wie „Krankheit als Metapher“ entstanden wäre, mag ich natürlich nicht zu sagen. Ich bin mir aber sicher, dass sie die tiefe gesellschaftliche Krise, die mit der Pandemie einhergeht, analysiert hätte und dem Ringen um eine solidarische, menschliche Gemeinschaft eine Stimme gegeben hätte.

Was bleibt also von dieser intellektuellen Ikone des 20. Jahrhunderts?

Ihre Texte, Interviews und Taten liefern weiterhin Antworten zu zivilisatorischen Krisen und geben Leitplanken für menschliches Verhalten. Abgesehen von ihrer Stiftung, die junge Künstler unterstützt, bestehen ihre scharfsinnigen Analysen von Literatur, Oper und Film.

Es bleibt, die Aufforderung zum Idealismus. Sie glaubte fest daran, dass es eine Schande sei zu sterben, ohne etwas für andere Menschen getan zu haben. Es bleibt ihre Aufforderung sich intellektuell mit Krisen auseinanderzusetzen, in Krisen nicht nur auf sich zu schauen, sondern sich zu fragen, was bedeutet diese Krise für unsere Gesellschaft und daraus Maximen für das eigene Handeln abzuleiten.

Die Aufforderung mutig gegen Unrecht vorzugehen, zu denken, zu hinterfragen, menschlich zu sein.

Dabei offen zu bleiben und Meinungen revidieren zu können. Sie hat es wie folgt auf den Punkt gebracht:

„Vollkommen zu sein heißt, sich oft verändert zu haben.“

Den kompletten Vortrag als PDF