Jeden Monat veranstalten wir einen Abend für Interessierte

4.9.2019 Freiheit

Der nächste öffentliche Abend mit Vortrag für Gäste findet am Mittwoch, den 4. September 2019 statt. Beginn ist um 19:30 Uhr im Heinesaal des Logenhauses Düsseldorf, Uhlandstraße 38-42. Um Anmeldung via Mail wird gebeten!

Quelle: JMG/Pixelio.de

In Auszügen:

Freiheit

Was bedeutet uns Freiheit heute? Was ist Ihre spontane Assoziation?

Ich sprach mit Anne, 79. Ihre ersten Gedanken zu Freiheit bezogen sich auf Dinge, die früher nicht möglich waren, bei denen wir heute jedoch ein ganz selbstverständliches Maß an Freiheit genießen: Den Beruf selbst wählen können, den Partner selbst bestimmen. Als Ehefrau arbeiten zu dürfen. Sämtlich Frauenfreiheiten.

Der Teenager, 14, schaut mich bei der gleichen Frage mit großen Augen an. Dann nennt er die französische Revolution, die gerade Schulstoff ist, sowie „das, was die Journalisten schreiben“ und meint die Pressefreiheit sowie die in der Presse behandelten Themen zugleich.

Meine spontanen Assoziationen sind starke Gefühle aus der Zeit des Heranwachsen: Das Gefühl der Beschränkung, versagter Freiheit. Die ohnmächtige Wut, etwas nicht zu dürfen, was ich möchte. Und auch das berauschende Gefühl der Freiheit, nach und nach die eigenen Kreise, den Aktionsradius zu erweitern und mit wachsender Mobilität die Welt zu erobern.

Freiheit, Gleichheit, Toleranz, Brüderlichkeit - sind zentrale freimaurerische Werte. Wir sind als Freimaurerinnen eine gleichgesinnte Gemeinschaft von Ungleichen. Wir sind alle verschieden, haben individuelle Schicksale und Erfahrungen und natürlich auch verschiedne Werte. Als Freimaurerinnen eint uns, dass uns Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Brüderlichkeit wichtige Werte sind.

Grund genug, einen Begriff, heute ist es der Begriff der Freiheit, einmal hervorzuheben, eingängig zu betrachten, zu kneten, um ihn dann im gemeinsamen Diskurs zu beleuchten. 

(...)

Hier möchte ich noch einmal 200 Jahre zurückgehen in der Zeit. Immanuel Kant (1724-1804) erweiterte den Freiheitsbegriff um eine moralische Komponente. Kant ging davon aus, dass man in seiner Freiheit nicht nur von außen und durch andere, sondern auch von innen und durch sich selbst eingeschränkt sein kann. Unfrei handelt danach auch, wer stets allen Eingebungen des Augenblicks und ausschließlich seinen jeweils spontanen Antrieben folgt. Kant versteht Freiheit nicht bloß als Willkürfreiheit, sondern als Autonomie oder Selbstgesetzgebung. Freiheit heißt nicht einfach tun, was wir wollen, sondern auch jenen Regeln und Verpflichtungen folgen, die wir uns durch unsere Vernunft selbst gesetzt haben. Handeln aus Freiheit heißt Handeln aus vernünftiger Einsicht. Die höchste Form der Freiheit aber ist ein Handeln nach solchen Regeln, von denen wir wollen können, dass sie allgemeines Gesetz wären. Kants berühmter Begriff dafür lautet: kategorischer Imperativ. Er verbindet Freiheit, Vernunft und Moral.

(...)

Unsere freiheitlich demokratischen Grundordnung und die Bürgergesellschaft sind darauf angewiesen, dass wir als aktive Spieler unsere Freiheit nutzen und verteidigen.

Dass wir als Freimaurerinnen unsere Entwürfe beitragen zu einem gesellschaftlichen Diskurs, der eine gute Zukunft ermöglicht. Dass wir nicht unbeteiligt daneben stehen. Auch als Loge sollten wir hier Gelegenheiten finden, einen sichtbaren Beitrag zu leisten. Wir sind ein Ort und eine Gruppe, die Begegnung und Gespräch fordert und fördert. In einer Zeit, in der die Menschen sich immer weiter voneinander entfernen, weil sie eben NICHT mehr miteinander sprechen (eher übereinander) und notwendige Kommunikation vermehrt schriftlich über digitale Kanäle erfolgt, ist das eine Chance. Eine Chance, die wir ergreifen sollten, um der Freimaurerei, die wir schätzen, auch heute und in Zukunft Relevanz zu geben.

Hannah Arendt:

„Insofern ist die Fähigkeit zum Handeln und Sprechen - und Sprechen ist nichts weiter als eine andere Form des Handelns - zu politischen Wesen macht und da Agierenseit jeher bedeutet, etwas in Bewegung zu setzen, das zuvor nicht da war, ist Geburt, menschliche Gebürtigjkeit als Entsprechung der Sterblichkeit des menschen, die ontologische conditio sine qua non aller Politik.“

Arendt sagt: „Wir können, so befürchte ich, allenfalls darauf hoffen, dass die Freiheit in einem politischen Sinn nicht wieder für Gott weiß wieviele Jahrhunderte von dieser Erde verschwindet.“

Ich meine, wir können mehr tun, als zu hoffen.