Lesetipps zu Freimaurerei

Oh Schreck, was ist denn das?...

... so habe ich mich gefühlt als ich neulich dieses Buch in der Bücherei entdeckt habe. Das Begleitbuch zu den drei Fernsehdokus, die Anfang 2014 bei ARTE und im ZDF gezeigt wurden, kommt mit einer Buchumschlaggestaltung daher, die eine Freimaurerin zusammenzucken lässt. Sind wir doch schon wieder in höchst unwillkommene Umgebung gesetzt worden! 

Wir FreimauerInnen sehen uns nicht als Geheimbund. Daher stellt dieses Buch die Freimaurerei meines Erachtens zunächst einmal nicht nur in eine falsche, sondern auch in eine diskriminierende Nachbarschaft zu den anderen im Buch aufgeführten "Geheimbünden": Skull and Bones, Opus Dei, P2, Prieure de Sion, Illuminaten, Rosenkreuzern, Templer und Mysterium Mithras. 

Die Umschlaggestaltung mag der Vermarktungsstrategie geschuldet sein, das Kapitel zur Freimauerei, das übrigens von keinem der auf dem Umschlag genannten Autoren, sondern von Holger Diedrich, Historiker und Politikwissenschaftler, freier Journalist und Drehbuchautor, geschrieben wurde, stellt die Freimaurerei weitgehend korrekt und detailliert dar.  Es handelt sich hier allerdings nicht um eine wissenschaftliche Darstellung, sondern um guten Populärjournalismus. Die Autoren teilen die "Geheimbünde" in gute und böse Vereinigungen ein.

Schlecht weg kommen vor allem Skull and Bones, P2 und Opus Dei, die Freimaurer kommen auf knapp 40 von 360 Seiten mit Abstand am besten weg. Bleibt die unangenehme Nachbarschaft und der Eindruck, der entsteht, wenn man nicht das ganze Buch gelesen hat. Auch die im hinteren Teil des Buches abgehandelten bekannten Verschwörungstheorien machen dies nicht besser.

Sehr erfreulich ist aber der am Ende des Freimauer-Kapitels befindliche Appell, endlich die Freimaurerei vorurteilfrei anzusehen:

„Es hat sich einiges getan. Die Gesellschaft hat sich verändert. Die Freimaurer auch. Was noch fehlt, ist eine öffentliche Meinung, welche die Freimaurerei in Deutschland als das ansieht, was sie wirklich ist: keine geheime Weltregierung, sondern eine der vielschichtigsten Organisationen, die Europas Geschichte je hervorgebracht hat.“ 

Dem kann man nur zustimmen.

Die  Lektüre dieses Buches ist interessant und liefert Stoff zum Nachdenken, das Begleitbuch zu den Fernsehsendungen ist jedenfalls viel besser als die Sendungen selbst, da es deutlich differenzierter ist und abgesehen vom Buchumschlag ohne reißerische Bilder auskommt.